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Beitrag vom 22.09.2008
Lemon Tree
Tatjana Zilg
Der israelische Regisseur Eran Riklis drehte einen humorvollen und zugleich tragischen Film über eine palästinensische Witwe, die sich mit viel Elan und Herz für den Erhalt ihres wunderschönen …
… Zitronenhains am Gaza-Streifen einsetzt. Die urig gewachsenen Bäume sind in Gefahr, im Auftrag der israelischen Regierung gefällt zu werden.
Auf der 58. Berlinale wurde die feinsinnige Parabel über die Auswirkungen des palästinensisch–jüdischen Konflikts auf das Alltagsleben an der Grenze Israels zum Panorama-Publikumsliebling gekürt. Im Mittelpunkt stehen zwei starke Frauencharaktere, die aus ihren vorgegebenen Rollen ausbrechen und sich entgegen den Erwartungen ihres Umfeldes aneinander annähern und Verständnis füreinander gewinnen.
Die palästinensische Schauspielerin Hiam Abbass, die schon in "Die syrische Braut" mit Eran Riklis zusammenarbeitete, lässt das Kinopublikum durch die eindringliche Gestalt, die sie der Witwe Salma verleiht, in jeder Sekunde mitfiebern und hoffen, dass sich das Schicksal doch noch zum Guten wendet für die lebenserfahrene und sensible Frau, die mutig und stolz der Staatsgewalt die Stirn bietet, ohne selbst Gewalt anzuwenden.
Zitronenbäume werden zum Sicherheitsrisiko
Salma (Hiam Abbass) lebt direkt an der Grenze von Gaza zu Israel in einem kleinen Haus neben dem Zitronenhain, den ihr Vater vor fünfzig Jahren pflanzte. Mit dem Einzug des israelischen Verteidigungsministers Israel Navon (Doron Tavory) in der Villa gegenüber wird Salmas Früchte-Oase plötzlich zum Sicherheitsrisiko. Die Fachkräfte befürchten, dass die Bäume potentiellen Terroristen Deckung bieten könnten. Der Verteidigungsminister verlässt sich auf das Urteil seiner Angestellten, seine Ehefrau Mira (Rona Lipaz-Michael) bewegen die Auswirkungen, die diese Entscheidung für ihre Nachbarin haben wird, viel deutlicher. Sie hinterfragt das rigorose Handeln, mit dem über das Land von Salma bestimmt wird, und wendet sich schließlich gegen ihren Mann.
Ihre Nachbarin erhält Unterstützung von dem Anwalt Ziad Daud (Ali Suliman). Gemeinsam ziehen sie vor Gericht durch die verschiedenen Instanzen und erhalten eine große Resonanz durch die Medien, die das Thema in provokante Schlagzeilen packen, so dass der Minister in die Enge getrieben wird. Dennoch ist Salmas Traum, den Hain als Ort der Ruhe und Erinnerung an die Vergangenheit ihrer Familie zu erhalten, nicht von großen Erfolgsaussichten gekennzeichnet. Zu tief ist der innere Graben der Angst, der die Menschen am Grenzstreifen entzweit. In Salma aber entsteht neues Selbstbewusstsein und sie spürt bisher unbekannten Gefühlen nach, als sie sich erlaubt, ihrer Zuneigung zu Ziad Raum zu geben.
AVIVA-Tipp: Erneut gibt Eran Riklis mit einer außergewöhnlichen Geschichte Einblick in die psychologische Dynamik der Konflikte zwischen PalästinenserInnen und JüdInnen, ohne die ZuschauerInnen zu einer Stellungnahme zu drängen. Er gibt ihnen Zeit, sich in das einzufühlen, was seine Charaktere bewegt und aus ihren Augen die Einschränkungen ihres Umfeldes zu erleben. So wird "Lemon Tree" zu einem Film, der in seinen leisen Momenten genauso hervorragend überzeugt wie in seinen emotional hoch aufgeladenen, die den Gefühlsstrudel seiner beiden Heldinnen zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Widerstandsgeist erlebbar machen.
Lesen Sie auch unser Interview mit Eran Riklis.
Die Berliner Premiere fand am 24. September 2008 in Anwesenheit des Regisseurs Eran Riklis und der Hauptdarstellerin Hiam Abbass im Kino in der Kulturbrauerei statt.
Lemon Tree
Israel / Deutschland / Frankreich 2008
Regie und Drehbuch: Eran Riklis
DarstellerInnen: Hiam Abbass, Ali Suliman, Rona Lipaz-Michael, Doron Tavory
Verleih: Arsenal Filmverleih
Laufzeit: 100 Minuten
Kinostart: 02. Oktober 2008
Der Film im Web: www.lemontree-derfilm.de.